Siemensstadt 2.0, oder was? Stadtrundgang und Diskussion rund um Siemensstadt

Was ist los bei Siemens? Diese Frage stellt nicht nur Katalin Gennburg als Stadtentwicklungspolitkerin sondern auch die LINKE Bundestagsabgeordnete Evrim Sommer, in deren Wahlkreis das Gebiet für die “neue“ Siemensstadt liegt. Um der Frage auf den Grund zu gehen, veranstaltete letztere am 6. März zunächst einen Stadtrundgang und anschließend eine kleine Diskussionsrunde.

Der Stadtrundgang unter Führung von Herrn Voßebürger führte um das Gelände von Siemens herum, da dieses selbst unzugänglich bleibt. Herr Voßebürger erläuterte sachkundig die Geschichte der Siemensstadt, vor allem auch die jüngere, die verbunden ist mit dem Abbau von Arbeitsplätzen und den städtebaulichen Problemen der vergangenen 25 Jahre rund um Siemensstadt.

Bei der anschließenden Diskussion standen Dr. Karina Rigby und Yashar Azad (beide Siemens) sowie Katalin Gennburg und Lars Leschwitz (Fraktionsvorsitzender Die LINKE in der BVV Spandau) Rede und Antwort. Das Gespräch drehte sich um die Beteiligung der Anwohner*innen und die Zukunft der Arbeitsplätze bei Siemens. Die beiden Unternehmensvertreter*innen wollten sich hier auf nichts festlegen und es wurde deutlich, dass Siemens Beteiligung und Mitwirkung am liebsten als rein kommunikative Aufgabe ansehen würde: also über die  Bedürfnisse der Anwohner*innen in Spandau, Charlottenburg und Reinickendorf im wesentlichen hinweggehen möchte. Nicht erklären wollten sie auch, welchen langfristigen Return of Investment Siemens sich denn verspricht, welche Arbeitsplätze entstehen würden und ob denn überhaupt geplant sei, diese langfristig zu halten.

Als Fazit bleibt festzuhalten, dass die Gestaltung des Prozesses zur neuen Siemensstadt Aufgabe linker Stadtpolitik bleibt. Allein durch die Aufstellung eines Bebauungsplans, der Wohnungen beinhaltet, wird Siemens riesige Buchgewinne verzeichnen, die die Allgemeinheit zumindest teilweise abschöpfen sollte. Auch dass jetzt in großer Eile ein Riesenprojekt durchgezogen werden soll, welches von anderen dringend notwendigen Stadtentwicklungsprojekten Ressourcen abzieht, sollte kritisch beäugt werden. Und für Siemens gilt: Beteiligung der Bürger*innen und nicht Verkündung vermeintlicher Wohltaten ist DIE Prämisse rot-rot-grüner Stadtentwicklungspolitik. Daraufhin werden nun die künftigen Maßnahmen und Schritte von Siemens und Senat abzuklopfen und zu messen sein.


Presseclub No.2 – Smarte Stadtentwicklung oder Zukunft der Stadt? Was geht in Berlin! – Veranstaltungsbericht

Siemenscampus, Verwaltungsdigitalisierung, algorithmisch bestimmte Mieterhöhung oder Mieterhöhung für “Smart Metering”- Bringt 2019 eine Smart City Berlin und wenn ja: welche?

Diese und viele andere Fragen diskutierte Katalin Gennburg am 29.01.2019 mit den Journalisten Ulrich Paul von der Berliner Zeitung und Nicolas Šustr vom neuen deutschland bei ihrem jährlichen Presseclub, einem politischen Jahresausblick mit Journalisten vor ca. 30 Teilnehmenden. Der Presseclub hat das Ziel, Vertreter*innen von Berliner Tageszeitungen einzuladen und die Journalist*innen, die sonst die politischen Entwicklungen kommentieren, selber zu Wort kommen zu lassen, diesmal fokussiert auf das Thema Digitalisierung und Smart City.

Konsens auf dem Podium als auch im rege beteiligten Publikum war, dass die Digitalisierung in der Stadt und im Stadtbild inzwischen sehr greifbar geworden ist. Das Themenspektrum reicht hier von Mobilität (Verkehrsführung, Car Sharing, BVG Berlinkönig, last-mile connections) zu Verwaltungsmodernisierung (incl. der Spielräume von Städten proprietäre oder offene Software zu entwickeln und nutzen), Billigjobs durch die sogenannte „gig economy“, der Überwachung des öffentlichen Raums und natürlich der Diskussion zum Siemenscampus, die jetzt die Debatte zum Google Campus abgelöst hat.

Im Bereich Mieten kam eine rege Diskussion auf zum sogenannten „Smart Metering“ (z.B. digitale Meßgeräte für Heizungen), das neben datenschutzrechtlichen Fragen und IT Sicherheit eine heimliche Aufwertung der Wohnungen bedeutet und sich somit langfristig – neben den technologischen Fragen – auch auf den Mietspiegel auswirkt.

Beispielhaft für die „schleichende Landnahme“ des digitalen im Stadtraum selbst ist die Verdrängung von Kleingewerbe; dies wird auf der einen Seite beeinflusst vom rückläufigen Verkauf in Geschäften vor Ort durch Internet-Plattformen wie Amazon (inklusive dem damit einhergehenden Nebeneffekt des steigenden Lieferverkehrs) sowie auf der anderen Seite durch große Digitalkonzerne und -Firmen, die inzwischen oft auch im Immobiliengeschäft tätig sind und Mietsteigerungen vorantreiben. Beispielhaft ist hier die Post in Kreuzberg in der Skalitzer Straße, die durch eine Mieterhöhung der Eigentümer Samwer nun die Kiezversorgung einengt. Weitergedreht wird die Mietspirale durch die oftmals kurzzeitige Vermietung an Start-ups, die höhere Mieten als der Einzelhandel zahlen können und die Verdrängung des Einzelgewerbes weiter treiben.

Einige Hoffnungsschimmer für viele dieser Fragen liegt in der Berliner Digitalstrategie, die allerdings im Zuständigkeitsbereich der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe zurzeit erarbeitet wird. Kontrastiert wird dies durch das immer wieder gerne herangezogene Beispiel Barcelona, wo das Thema der kommunalen digitalen Entwicklung als zentrales Projekt in die Politik eingebettet ist und prioritär behandelt wird.

Das Thema Siemenscampus wird uns 2019 noch intensiv beschäftigen. In der Debatte wurde erörtert, dass von der Siemens Investitionssumme von 600 Millionen Euro Investitionen nur ca. 80 Millionen wirklich in den Bereich der Forschung gesteckt werden, der Rest hauptsächlich in den Ausbau der Immobilie. Diesem muss man die Zusagen des Berliner Senats entgegensetzen, die sich auf bis zu 1,2 Millionen belaufen könnten.

Noch ist der Ausgang offen. Tech-Konzerne wie Siemens, Google oder Rocket Internet versuchen, sich mit all ihrer Marktmacht als Akteure der Stadtentwicklung zu positionieren und im Lichte Berlins zu glänzen. Gleichzeitig setzt Berlin sich selbst neue Standards für Bürger*innenbeteiligung und ist Heimat einer Vielzahl zivilgesellschaftlicher Initiativen, die längst die Stadt der Zukunft gestalten.

Was ist los bei Stadt und Land in Treptow? – Ein Veranstaltungsbericht

Informations-und Diskussionsabend im Rathaus Treptow

Zu einer letzten Wahlkreisveranstaltung in diesem Jahr lud Katalin Gennburg am 05.12.2019 zur Diskussion mit Ingo Malter, Geschäftsführer der Stadt&Land, sowie Rouzbeh Taheri, Mieteraktivist & Wissenschaftlicher Beirat bei der Wohnraumversorgung Berlin (AöR).

Ziel war es, den vielen Mieterinnen und Mietern der landeseigenen
Wohnungsbaugesellschaft Stadt&Land im Treptower Norden eine Stimme zu geben und direkte Antworten auf ihre Fragen und Sorgen sowie einige der kiezspezifischen Anliegen zu bekommen.

Anlass dafür waren Sorgen vieler AnwohnerInnen, dass neben der Sparkasse nun auch NETTO schließen und demnächst verschwinden würde. Der NETTO in der Straße am Treptower Park ist Mieter in einem Gebäude der landeseigenen Stadt&Land und so kam die Frage auf, was die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft für die Nahversorgung insbesondere der älteren Anwohnerinnen tut.

Deutlich wurde an dem Abend, dass sich alle MieterInnen mehr Kontakt zur Wohnungsbaugesellschaft und vor allem verlässlichere AnsprechpartnerInnen wünschen.

Diskutiert wurde zunächst die Berliner Mietenregelungen, die unsere LINKE Senatorin Katrin Lompscher mit den 6 landeseigenen Gesellschaften zur Entlastung der Mieterinnen und Mieter geschlossen hat (https://www.stadtentwicklung.berlin.de/wohnen/wohnraum/wohnungsbaugesellschaften/download/kooperationsvereinbarung.pdf). Diese wurden seinerzeit von der Initiative Mietenvolksentscheid Berlin hart erkämpft und beinhaltet z.b. eine Kappung der Mieterhöhungen auf unter denen des Mietspiegels, sowie die Erschaffung von Gremien wie der „Wohnraumversorgung Berlin“ (AöR), welche die sechs Wohnungsbaugesellschaften Berlins kontrolliert. Themen wie das Vorkaufsrecht, der Wohnungsmangel, sowie generelle Mieterhöhungen wurden auch diskutiert.

Auf lokaler Ebene wurden einige häuserspezifische Anliegen der Mieter gegenüber der Wohnungsbaugesellschaft Stadt&Land erörtert. Die Wichtigkeit von Mieterbeiräten wurde sowohl von Herrn Taheri als auch Herrn Malter betont, damit Mieter direkt ihre Interessen gegenüber den Wohnungsbaugesellschaften vertreten können. Die rege Beteiligung der ca. 30 Anwohner hat gezeigt, dass eine Veranstaltung in diesem Format sehr sinnvoll ist, um den Mietern der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften ein Podium für ihre Anliegen zu bieten.

Gleichzeitig wird Katalin Gennburg einige der Fragestellungen von parlamentarischer Seite weiter verfolgen und ab April – wenn der Volksentscheid „Deutsche Wohnen und Co. enteignen“ startet – fleißig beim Sammeln der Unterschriften helfen.

Wollen Sie auch helfen? Melden Sie sich gern unter buero.gennburg@linksfraktion.berlin