Shoppingcenterumbau statt Black Friday Shoppingwahn – Die Großstadt des 21. Jahrhunderts gemeinwohlorientiert gestalten.

Berlin, 25. November 2021. Der morgige sogenannte Black Friday, an dem finanzstarke Konzerne im Off- und Onlinehandel ihre Waren zu reduzierten Preisen auf den Markt werfen, ist Spiegelbild einer urbanen Krise des Konsums und eines Mangels an nachhaltigen und gemeinwohlorientierten Stadtstrukturen. Die Zentralisierung des  Handels in Shoppingcentern in der autogerechten Stadt des 20.Jahrhunderts ist gescheitert und braucht ein Update! Berlin braucht stadträumliche Diversität und Teilhabemöglichkeiten, weshalb die demokratische Transformation öffentlicher Räume durch Rückbau von Malls und Aufbau von Kiezblocks jetzt entschlossen angepackt werden muss. 

Weltweit bieten Großkonzerne morgen ihre Waren zu Schleuderpreisen an. Damit setzen sie gleichzeitig den kleinräumlichen Einzelhandel unter Druck, es ihnen gleich zu tun, obwohl dieser bereits jetzt unter den steigenden Gewerbemieten, der Konkurrenz durch den Onlinehandel  und die Folgen der Coronapandemie ächzt. Das zunehmende Verschwinden lokaler Versorgungsstrukturen im Einzelhandel, bei Apotheken, Banken und Poststellen schließt immer mehr Menschen von der Teilhabe am öffentlichen Leben aus. Seit Jahren führt dies zusätzlich zu weiteren und beschwerlichen Wegen für alltägliche Besorgungen, insbesondere der älteren Menschen. Der zunehmende Onlinehandel oder Lieferdienste sind nicht geeignet, diese Entwicklungen zu kompensieren, da sie allein schon aufgrund der verschärften Logiken der Profitmaximierung, die dort gelten, nicht in der Lage sind, die Grundversorgung sicherzustellen, ganz zu schweigen von den ebenfalls problematischen Arbeitsbedingungen und der Verkehrserzeugung.

“Shoppingcenter sind keine nachhaltigen Strukturen für die Großstadt des 21. Jahrhunderts. Die Stadtplanung der vergangenen Jahrzehnte konzentriert sämtliche Bedarfe in diesen Betonklötzen mit Autozubringern und machte so den Alltag der Menschen im Umfeld davon abhängig. Eigentümer dieser Gewerbeflächengiganten, wie Aroundtown, hatten bis zuletzt entscheidenden Anteil an der  Monopolisierung des Einzelhandels und der Verdrängung von gewachsenen Kiezstrukturen. Nach zwei Jahren Pandemie stehen etliche Malls zum Umbau bereit und damit sind auch die Versorgungsstrukturen des alltäglichen Bedarfs in etlichen Stadtteilen ungesichert. Deswegen muss die neue Regierungskoalition die gemeinwohlorientierte Umplanung und Umnutzung dieser Kommerzstrukturen, in Zusammenspiel mit der sich wandelnden Stadtmobilität durch Verkehrshubs und Paketabholstellen, entschlossen anpacken. Der Alltag der Menschen in den Kiezen und urbane Wegebeziehungen, sowie die Stärkung des  sozialen Gefüges in den Stadtteilen, kann einen wichtigen Beitrag für nachhaltige, soziale wie klimagerechten Stadtentwicklung leisten. Ich setze mich daher für eine Transformationsstrategie Berlins mit Blick auf den Umbau von Shoppingcentern und Einkaufsstraßen als wichtige soziale, verkehrliche und für die Nahversorgung relevante Ankerpunkte in der polyzentralen Stadt Berlin ein. Diese sollte den Rückbau und die Umnutzung der Malls mit einer gemeinwohlorientierten Umgestaltung öffentlicher Räume, zum Beispiel durch die Entwicklung von Kiezblocks, und der Stärkung lokaler Versorgungsstrukturen, zum Beispiel durch eine aktive Gewerbemietenpolitik, verbinden. Nur so kann die Großstadt des 21. Jahrhunderts gestaltet werden”, resümiert Katalin Gennburg, Stadtforscherin und Mitglied der Linksfraktion des Berliner Abgeordnetenhauses.

Pressekontakt  

Katalin Gennburg – buero.gennburg@linksfraktion.berlin – www.katalingennburg.de

Weiterführende Links

“rot.radikal.realistisch” – Wahlprogramm der Partei DIE LINKE zur Abgeordnetenhauswahl 2021 mit Forderung zur Umwidmung von Shoppingmalls (S. 19): https://dielinke.berlin/fileadmin/download/2021/wahlprogramm_ah21.pdf

“Shoppingcenter-Rückbauprämie jetzt!” – Schriftliche Anfrage von Katalin Gennburg vom 1. November 2018: https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/18/SchrAnfr/s18-16932.pdf